At-Tirmdihis Grabmal in Termizi

Marmor-Sagana über dem Grab von al-Hakim at-Tirmidhi in Termizi im Süden Usbekistans. Quelle: Eddie Gerald / Alamy Stock Foto

Al-Hakim at-Tirmidhi

 

Al-Hakim at-Tirmidhi [/] wirkte in Chorasan [/] und Transoxanien [/] während des neunten Jahrhunderts nach christlicher beziehungsweise des dritten Jahrhunderts nach islamischer Zeitrechnung. Er wird in den meisten arabischen und persischen biografischen Quellen erwähnt, doch enthalten diese, abgesehen von den Namen seiner Lehrer und Schüler sowie den Titeln einiger seiner wichtigsten Wer­ke, nur sehr wenige Informationen über sein Leben. Es findet sich kein Geburtsdatum, und die Angaben zu seinem Todesjahr reichen von 869/255 bis 932/320.

Seine Autobiografie, Bad’ scha’n abi ‘abd Allah, beschreibt größtenteils die Träume seiner Ehefrau und enthält nur wenige In­formationen zu at-Tirmidhi selbst. Daraus erfahren wir, dass er seine Studien im Alter von acht Jahren aufnahm und dass diese die Ha­dith-Lehre (‘ilm al-athar) sowie die Jurisprudenz (‘ilm ar-ra’y) umfassten. Mit siebenundzwanzig Jahren machte er sich auf die Pilger­fahrt nach Mekka und verbrachte auf dem Hinweg einige Zeit im Irak, wo er überlieferte Hadithe sammelte.

Nach seiner Ankunft in Mekka gelangte er zu aufrichtiger Reue und betete zu Gott, Er möge ihn vom Hingezogensein zu dieser Welt bewahren. Dort verspürte er auch den starken Wunsch, den Koran auswendig zu lernen, und begann damit auf seiner Rück­reise. Nach seiner Heimkehr suchte er erfolglos nach jemandem, der ihn auf dem Pfad der Rechtschaffenheit führen könnte, bis er von den Leuten der Erkenntnis oder den Menschen der Erkennt­nis (ahl al-ma‘rifa) hörte und auf ein Buch eines gewissen al-Antaki stieß, aus dem er etwas über Selbstbeherrschung (riyadat an-nafs) lernte. Während jener Zeit verbrachte er viele Stunden allein in der Wüste und hatte schon bald verschiedene Visionen und Offen­barungen.

Als Nächstes berichtet at-Tirmidhi vom Durchleben einer Phase der Versuchung und der Bedrücktheit, während der er fälschlicherweise beschuldigt wurde, häretischen Lehren anzuhängen, Weis­sagungen zu behaupten, über die Liebe zu dozieren und sein Um­feld damit anzustecken. Die Anschuldigungen wurden vor den Wa­li von Balch gebracht, der anordnete, er solle seine Vorträge über die Liebe unterlassen.

At-Tirmidhi beschreibt indes, diese Zeit der Prüfung habe zur Läuterung seines Herzens und zur Disziplinierung seines Selbsts geführt. Später schildert er, aufgrund eines im Land ausgebrochenen Aufstands seien alle seine Ankläger zur Flucht gezwungen worden. Er erwähnt auch, dass er einmal den Gebrauch des Astrolabiums [/] erlernt habe. Das einzige in seiner Autobiografie verzeichnete Datum ist dasjenige vom »zehnten Tag vor Ende des Dhu al Qa’dah« [des elften Monats des islamischen Kalenders] im Jahr 883/269 als dem Tag eines Traumes seiner Frau.

At-Tirmidhi war ein produktiver Autor, dem rund sechzig Titel zugeschrieben werden. Die meisten davon sind als Manuskripte erhalten und viele wurden mittlerweile editiert und publiziert.

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