Ilia Delio

Der unfertige Gott

Carl Gustav Jung, Teilhard de Chardin und relationale Ganzheit

 

Wir sind eine Spezies, die zwischen zwei Achsenzeiten lebt. Entsprechend schwer tun sich unsere religiösen Mythen darin, mit den globalen geistigen und ökologischen Entwicklungen Schritt zu halten. In dieser Situation schlägt Ilia Delio einen neuen Ansatz vor: den des relationalen Holismus, der Suche nach einer Verbindung zum Göttlichen in unserer pluralistischen Epoche der Quantenmechanik und der Evolutionstheorie.

Die Vorstellung, dass alles mit allem zusammenhängt, ist bereits seit dem Buch Genesis tief im Bild der Beziehung zwischen Gott und der Welt verwurzelt, ihre wirkliche Bedeutung beginnt sich aber gerade erst herauszukristallisieren in den jüngsten quantenphysikalischen Erkenntnissen und einem völlig neuen Verständnis der Zusammenhänge von Geist und Materie.

Daher verläuft die in diesem Buch schlüssig dargestellte Erzählung quer durch die Gebiete der Naturwissenschaft, der heiligen Schriften, der Theologie, der Geschichte, der Kultur und der Psychologie. Dabei folgen wir den Einsichten und Erkenntnissen des Psychoanalytikers Carl Gustav Jung und des jesuitischen Wissenschaftlers und Philosophen Pierre Teilhard de Chardin, die aufzeigen, dass das komplexe menschliche Wesen nicht länger bloß aus dem einen oder anderen simplifizierenden Blickwinkel betrachtet werden kann. Wenn wir unsere Existenz nicht als Ganzes verstehen, verstehen wir rein gar nichts.

»Wir Menschen befinden uns im Übergang, sind uns aber nicht im Klaren darüber, wohin wir gehen. Wir haben eine Welt von außergewöhnlicher Komplexität errichtet, doch sie ist zu groß, als dass unsere kleinen Gehirne mit ihr fertig werden könnten. Religiöse Mythen gibt es im Überfluss, doch es sind widersprüchliche Stammeserzählungen und sie ersticken die Ganzheit, nach der wir so verzweifelt suchen.

Jung und Teilhard gingen das Wagnis ein, die Frage nach Gott auf die Ebene der menschlichen Erfahrung und des Wachstums, verstanden im Sinne der modernen Wissenschaft, zu verschieben. Gott kann Sich verändern und wachsen, weil Materie sich verändert und wächst. Wenn unser Universum unvollendet ist, dann liegt es daran, dass das verschränkte Ganze – Gott inbegriffen – noch nicht fertig ist.«

 

Leseprobe

»Auf der Suche nach einem neuen Mythos«

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Mythos
Holismus in der Heiligen Schrift
Es werde Licht
Holismus
Geist und Materie
Carl Gustav Jung und Teilhard de Chardin
Ein neuer Pantheismus
Die Gliederung der Kapitel
Hin zu einem neuen Mythos

1 — Das Bewusstsein und das ununterbrochene Ganze
Das ununterbrochene Ganze
Kosmisches Bewusstsein
Die Geist-Materie-Ganzheit
Die Weisheit des Ostens
Evolution und Quantenganzheit

2 — Teilhard de Chardin und die menschliche Konvergenz
Das menschliche Phänomen
Materie: die Matrix des Bewusstseins
Omega
Monistische Hochspannung
Religion als kosmisches Phänomen

3 — Carl Gustav Jung und die kosmische Seele
Die Seele als Mitte
Das kollektive Unbewusste
Das Problem des Himmelsgottes
Pantheismus oder Verschränkung?
Jung und die Vorstellung von Transzendenz
Eine Bemerkung zur Verschränkung
Der »verschränkte« Jung

4 — Die Frage nach Gott
Wie der Himmelsgott geboren wurde
Die Frage nach Gott und der Welt
Komplexität und Bewusstsein
Gott in der Evolution
Relationaler Holismus

5 — Gott, Grund und Mystiker
Gott als Grund
Monistischer Pantheismus
Gott als Tiefe
Ein neuer Gott für Wissenschaft und Religion
Ist Gott persönlich?
Teilhards Gott
Gott ist Liebe

6 — Trinisation
Die klassische Trinität
Dynamisch und historisch
Trinität und psychische Einheit
Teilhard und die Trinisation
Kosmische Personwerdung

7 — Die Individuation Gottes
Was ist Individuation?
Christus als unvollständiges Symbol
Die Individuation Gottes bei Jung und Teilhard
Die Entwicklung des Gottselbsts
Die Individuation Gottes als ein Miterschaffungsprozess

8 — Christus als Archetyp
Doktrin und Kirchenpolitik
Jesus, der neue Mensch
Der Mensch 2.0
Jesus als Cyborg
Christus als Archetyp
Hin zu einem neuen Mythos

9 — Sind wir gerettet?
Jungs verdrängter Gott
Das Übel und die Evolution
Von der Liebe ganz gemacht
Erlösung und Individuation
Die Kirche als das Phylum der Erlösung
Eine neue Kirche?
Sakramentale Christifikation

10 — Quaternisation und der unfertige Gott
Jung und die göttliche Quaternität
Das christische Vierte
Die dritte Natur
Christogenese
Quaternisation und der Punkt Omega

11 — Die Religion von morgen
Eine neue Religion der Erde
Bewusstsein, Kontemplation und schöpferische
Evolution
Mystik und Evolution
Kosmische Planetisation und Noogenese
In die Ganzheit meditieren
Kontemplation und konvergenter Geist
Computer und Kontemplation
Die Religion von morgen

Schluss
Carl Gustav Jung, der Heilige?
Teilhard de Chardin, der Prophet
Die wichtigsten Punkte zum relationalen Holismus
Ins Morgen hineinleben
Schlussgebet: Das Christische

Literaturverzeichnis (20 Seiten)
Über die Autorin
Register (30 Seiten)

Stimmen zu Buch

»Ilia Delio greift im vorliegenden Buch das, was die Welt immer noch ignoriert, auf, um es für die Theologie fruchtbar zu machen. Für den ratlos gewordenen Menschen der Gegenwart ist vielleicht weniger die Theologie als die Anthropologie interessant. Ging und geht es doch in den Religionen weniger um Gott als um den Menschen auf der Suche nach seiner Bestimmung. Und da lässt sich von C.G. Jung und Teilhard de Chardin, ebenso wie von der Quantentheorie einiges lernen. […] Ilia Delio versucht vor dem Hintergrund des Versagens der Kirchen in der heutigen Zeit, all das für eine zukünftige Religion fruchtbar zu machen. Das heißt, Abschied zu nehmen von einem ›Gott im Himmel‹ hin zum Innersten im Menschen selbst. Wie die Autorin das darlegt, ist spannend und anregend zugleich.« — Rezension von Dr. Robert Harsieber, Philosoph, Journalist und Verleger, auf www.robertharsieber.net

ISBN 978.3.942914.673
Broschur | 420 Seiten | 32 Euro

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