Der Pfad der Kichererbse. Seelennahrung: Ein Lesebuch vom Kochen und Gekochtwerden.

Rezepte für gesunde Seelennahrung

Weitere Anthologien

Robert Cathomas & Helga Jacobsen [Herausgeber]

Der Pfad der Kichererbse

Seelennahrung: Ein Lesebuch vom Kochen und Gekochtwerden

 

Seelennahrung muss gut gekocht sein – guter Geschmack will gelernt sein: «Le bon-goût s’apprend.» Das gilt insbesondere für das spirituelle Schmecken der Einheit des Seins. Es verlangt beseelte Achtsamkeit sowohl bei der Zubereitung gesunder Nahrung als auch in unserem Essverhalten und unserer Ernährung mit Vollwertkost auf sämtlichen Ebenen.

In dieser einzigartigen Anthologie beschreiben liebestrunkene Sufis, wahrheitshungrige Gnostiker, erkenntnisdurstige Geisterseher und verschmitzt-weise Skandalgurus, aber auch hingebungsvolle Brotbäcker, humorbegnadete Geschichtenerzähler, ägäisverzauberte Lebensreisende und extremfastende Meisterspione Möglichkeiten und Wege, das Feine vom Groben zu unterscheiden, das Obere mit dem Unteren zu verbinden und so die scheinbare Trennlinie zwischen dem Körperlichen und dem Spirituellen zu überwinden. Wenn wir die ›Küchenarbeit an uns selbst‹ in der richtigen, nämlich dienenden Haltung angehen, kultivieren wir in uns diesen guten, feinen Geschmack für die Nähe Gottes. Bewusstes Kochen und Gekochtwerden lässt uns die Heiligkeit in der Transformation von Äußerem und Innerem entdecken.

Neben Ausgesuchtem von Dschalal ad-Din Rumi, Bahauddin Walad, Hafis [/], Khalil Gibran [/], Bülent Rauf, Reshad Feild, Muzaffer Ozak [/], G.I. Gurdjieff, P.D. Ouspensky [/], Idries Shah [/], Osho [/], Scotus Eriugena, Emanuel Swedenborg [/] oder Henry Miller [/] finden sich hier zum ersten Mal auf Deutsch vorliegende Trouvaillen zum Thema Seelennahrung von Annemarie Schimmel, Muhyiddin Ibn Arabi, John G. Bennett, Christopher Bamford und Paul Dukes [/]. Gemäß Bülent Rauf ist Kochen »ein wesentlicher Bestandteil der inneren Schulung, da es in zweierlei Hinsicht ein Mittel des Dienens ist: Dienst an der Menschheit und Dienst an der Speise, die zu bereitet wird. [Es ist] ein harmonisches Komponieren von künstlerischem Rang, nahrhaft und transzendent, das sowohl den Zutaten als auch der Gesamtkomposition die Möglichkeit ihres vollkommensten Ausdrucks gibt. Es sollte nur unternommen werden in einer Haltung des tiefsten Respekts, der Nachdenklichkeit und des vollen Bewusstseins der Freigiebigkeit und Gnade der Göttlichen Ordnung.«

 

Aus dem Inhalt

Drei Arten von Nahrung · Die Speisung der Fünftausend · Über das ›Geheimnis‹ des Brotbackens · Der Aufstieg aller Dinge · Die Gegenwart des Ernährers · Ein Mystiker in der Küche · Lernt, wie man für Freunde kocht! · Das Feine vom Groben unterscheiden · Auberginen für die Mutter Oberin · Iss und trink von Gottes Vorsehung · Vierzig Tage und vierzig Nächte · Der Geschmack kommt aus dem Inneren · Die Kühle des Nichtverhaftetseins und das Feuer der Transformation · Ein perfekter Gastgeber für einen vollkommenen Gast · Zwiebeln und andere Saboteure · Orangen-Diät · Fasten als Gebet · Curry vom Huhn auf Flügeln · Großzügigkeit · Ernährung und Fasten · Unser tägliches Brot · »Ich war roh, ich wurde gekocht und nun bin ich verbrannt« · Gesegnet sei die Erde · Gott genießt Sich selbst · Was ist Seelennahrung? u.v.m.

Ein Brotrezept für Seelennahrung.

Leseproben

Seelennahrung backen

»Auch in Bezug auf Technik und Methode des Brotbackens spiegeln sich Parallelen in vielen anderen Bereichen und Unterfangen. Zum Beispiel werden zwei einander scheinbar entgegengesetzte Prinzipen deutlich, die man als aktiv und passiv, männlich und weiblich oder, genauer, als äußerlich und innerlich bezeichnen könnte. Beim Backen erscheinen diese beiden Aspekte eher als Kunstfertigkeit auf der einen und als etwas, das mehr der Gartenarbeit vergleichbar ist, auf der anderen Seite. Zur Kunstfertigkeit zählen das Berechnen und Abmessen von Mengen und Temperaturen, das Kneten und Formen sowie das Timing. Doch diese Tätigkeiten enthalten auch Elemente der ›Gartenarbeit‹: Wir treten zurück und überlassen den Prozess sich selbst, sind aufmerksam für den Reifegrad des Teigs und lassen uns von ihm ›mitteilen‹, was wann gebraucht wird. Dergestalt nimmt der Bäcker Teil an einem Prozess des Beurteilens, wann er eingreifen und wann er sich heraushalten muss, und ist sich bewusst, dass nicht er selbst etwas tut, sondern eher die bestmöglichen Bedingungen schafft, damit etwas geschehen kann, das jenseits seines eigenen Wissens und Könnens liegt. So nimmt er die Rolle eines Leiters, Handhabers und Vermittlers ein und glaubt nicht, etwas zu besitzen, das er seinem eigenen Willen unterwerfen kann. Gleichzeitig hat er die Fertigkeiten und das nötige Wissen zu erkennen, wann gehandelt werden muss, und kann im Notfall eingreifen und Korrekturen vornehmen.« – Robin Thomson

Ein Spargelrezept für Seelennahrung.

Nahrung für die Seele im Werk von Rumi

»Unter der ansonsten ziemlich einheitlichen Symbolik von Backen und Brot in Dschalal ad-Din Rumis Werk zieht eine Stelle unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich, ein interessantes Beispiel für die kraftvolle Phantasie des Mystikers: ›In den Händen eines erregten Mannes ist die Frau wie Teig in der Hand eines Bäckers. // Er knetet ihn bald sanft, bald heftig und bringt ihn unter seinen Fäusten zum Zittern. // Bald zieht er ihn auf einem Brett flach auseinander, bald rollt er ihn zusammen. // Bald gießt er Wasser über ihn und bald Salz; er macht den Ofen und das Feuer zum Prüfstein für ihn. // So sind Gesuchter und Suchender miteinander verbunden: Eroberte und Eroberer sind an diesem Spiel beteiligt. // Dieses Spiel findet nicht nur zwischen Mann und Frau statt; das ist die Praxis von allem, was liebt und geliebt wird‹ (Masnawi, IV 3946 ff.). Rumi vergleicht die Liebeskunst dem Umgang des Bäckers mit dem Teig und beschreibt dies in einem derart amüsanten Stil, dass es schwierig ist, darin etwas anderes zu entdecken als ein rein sinnliches Vergnügen – obwohl einige natürlich diese Verszeilen auch interpretieren mögen als die Göttliche Handlung des Knetens und Formens und der scheinbaren Misshandlung Seiner Freunde um der spirituellen Vereinigung willen.« – Annemarie Schimmel

Ein Suppenrezept für Seelennahrung.

Auch Zwiebeln sind Seelennahrung

»Frage: So viele Gerichte aus unserer Küche enthalten Zwiebeln. Ich erinnere mich, dass Raman Maharshi geraten hat, ein Übermaß an Salz, Zwiebeln und anderen Dingen zu vermeiden, und frage mich deshalb: Sabotiert die Küche unsere Möglichkeit, Erleuchtung zu erlangen?

Osho: Genau darum geht es bei meiner Arbeit hier: alle eure Aussichten auf Erleuchtung zu sabotieren. Wenn euer Verlangen nach Erleuchtung nicht sabotiert wird, könnt ihr niemals erleuchtet werden. Aber seid nicht wütend auf die armen Zwiebeln, es sind unschuldige ›Leute‹. Sie sind genauso spirituell wie ihr und viel tiefer in Meditation versunken, als ihr es jemals sein könnt. Und ich glaube nicht, dass ein Mensch vom Verständnisgrad eines Raman Maharshi jemals so etwas sagen würde. Wenn er es gesagt hat, hat er sich sicherlich einen Spaß erlaubt. Aber so genannte spirituelle Leute waren von solchen Dingen schon immer besessen. Diese so genannten spirituellen Menschen sind fasziniert von absolutem Nonsens. Wie sollten denn die Zwiebeln oder der Chili oder das Salz euch am Erleuchtetwerden hindern? Eine absurde Vorstellung. Statt tief in euer Wesen zu schauen und euch echten Problemen zu stellen, schafft ihr euch künstlich Schwierigkeiten. Das sind falsche Probleme. Es handelt sich um eine Strategie des Verstandes, um die echten Schwierigkeiten zu umgehen. Das wahre Problem sind nicht die Zwiebeln, sondern die Gier. Das wahre Problem ist nicht der Chili, es ist der Zorn. Das wahre Problem ist nicht Salz, sondern Besitzgier. Das wahre Problem hat nichts damit zu tun, was ihr essen sollt und was ihr nicht essen sollt. Das wahre Problem ist, was ihr sein solltet.« – Osho

Ein Lammrezept für Seelennahrung.

Eine Küche für die Kunst der Seelennahrung

»Die Küche der Beshara-Schule im schottischen Chisholme House mag auch wegen deren Gründer Bülent Rauf so besonders sein, einem türkischen Emigranten und Mann von augenfälliger Würde, dessen mächtige Präsenz ein noch größeres Herz umgab und dessen ganzes Wesen bezeugte, dass alles innerlich tatsächlich größer ist als außen. Von einer Karotte über das Kochen bis hin zum Bewusstsein selbst ist alles, was existiert, in seinem Inneren größer und erreicht seinen horizontlosen wahren Umfang, wenn es ins gläubige Herz geschlossen oder in den passenden Kochtopf gelegt wird. Bülent, der kein Glas Wasser getrunken hätte, ohne Gott um Erlaubnis zu bitten, stellte unmissverständlich klar, dass Kochen eine tiefgründigere und weitreichendere Disziplin als die meisten anderen ist. Kochen stellt ein körperlich erfahrbares Zusammenwirken von chemischen und seelischen Vorgängen dar und verlangt sowohl ungeteilte Aufmerk samkeit (schon allein wegen der unmittelbaren Nähe zu tödlich scharfen Messern und offenem Feuer) als auch breite Kunstfertigkeit. Gleichzeitig erfordert es striktes Einhalten der Zeit, Flexibilität, Wachsamkeit, Geduld und Detailgenauigkeit. Seine Muse lässt jenen Koch im Stich, der nicht allen Zutaten die ihnen gebührende Beachtung schenkt oder dem es an geordneter, zeitbewusster Achtsamkeit in Bezug auf das letztendliche Ziel mangelt. Es ist eine Kunst und eine Lehre basierend auf einer einzigartig intuitiven und althergebrachten Spiritualität, und seine wichtigste Zutat ist schlussendlich die Dankbarkeit gegenüber der Natur, der Wirklichkeit und Gott.« – Aaron Cass

Ein Dessertrezept für Seelennahrung.

Seelennahrung für das Potenzial des Menschen

»Hier im Sherborne House leben wir mitten im Grünen und sind glücklich, nicht in einer Stadt zu sein, wo die von Menschen geschaffenen Dinge dominieren. Um uns herum sehen wir den unablässigen Prozess der Transformation, den die Vegetation in der Welt des Lebens antreibt und mit dem sie die Welt aufrechterhält. Auch sehen und hören wir die Tiere, von deren Leben unsere Ernährung abhängt. Wenn wir auch nur annähernd normale Wesen wären, hätten wir eine tiefe Liebe und einen beständigen Respekt für alles, was lebt, und wir würden unseren Bedarf an und unsere Abhängigkeit von allem erkennen, das vergangen ist, um uns zu Menschen zu machen. Durch das schöpferische Wirken der Natur wurden wir zu dem Punkt erhoben, an dem wir genau zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen stehen, dem Punkt des Übergangs im Aufstieg von der Materie zum Geist. Wir wurden dorthin gestellt durch unsere Natur und weil diese Art von Natur benötigt wird. Wir stehen an der Spitze der einen Pyramide, doch sind wir auch am Ausgangspunkt einer weiteren: nämlich der Pyramide der spirituellen Welt. Dieser Punkt in uns ist der Übergang, oder er sollte es zumindest sein. Wir sind so erschaffen, dass es diesen Übergang von der Dominanz der Materie zur Dominanz des Geistes geben muss. Dies alles – das grenzenlose Potenzial des Menschen – wurde uns gegeben. Und natürlich sind wir hier, in Sherborne, um dieses Potenzial zu verwirklichen. Die ganze Frage ›Warum sind wir hier?‹ dreht sich um diesen Punkt. Ein in diesem Prozess unverzichtbarer Schritt ist die Transformation von Nahrung.« – John G. Bennett

ISBN 978.3.942914.208
Broschur | 324 Seiten | 32 Euro

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