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Paul Coutinho

Seid wachsam!

Zum Beginn der Adventszeit

Foto © Fotolia / 1tomm

eid wachsam!« (Matthäus 24.42) – ein wichtiger Appell für die Adventszeit. Bevor Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen, hatten sie weder Erkenntnis noch Bewusstsein besessen. Sie hatten, wie so viele Menschen heutzutage, im Schlaf gelebt. Nachdem sie davon gekostet hatten, erkannten sie, dass sie nackt waren und erwachten. In dieser Transparenz erfuhren sie ihre wahre Identität, nämlich dass sie das Abbild und Gleichnis Gottes, oder besser noch, der Göttliche Atem waren. Die Adventszeit ist uns gegeben, damit wir die verbotene Frucht genießen und erwachen!

Die igantianische Kontemplation »Betrachtung, um Liebe zu erlangen« kann uns dabei helfen, aufzuwachen. Der heilige Ignatius beginnt, indem er erklärt, die Liebe müsse sich eher in Taten als in Worten zeigen. »Taten« bedeutet für ihn jedoch nicht, große Dinge zu tun, sondern sich im gegenseitigen Austausch mit allem von einer Beziehung zu Gott durchtränken zu lassen. Ich bringe alles, was ich habe, und gieße es in diese Beziehung hinein, und Gott bringt alles, was Er hat, und tut damit dasselbe. Gott erhält mein Ganzes und wartet nun darauf, dass ich Sein Ganzes empfange.

Zum Beginn der Adventszeit möchte ich auf den ersten Punkt dieser Kontemplation eingehen, die Igantius uns zu beten anregt: »Ich will mir die Wohltaten in Erinnerung rufen, die mir gewährt wurden… Ich will in großer Andacht erwägen, wieviel Gott, unser Herr, für mich getan hat, wie viel Er mir von dem gegeben hat, was Er besitzt, und wie sehr Er selbst danach verlangt, mir weiterhin zu geben entsprechend Seines Göttlichen Plans« (Exerzitienbuch 230–234).

Der Advent ist also eine Zeit, sich zurückzulehnen und all die Geschenke anzunehmen, die Gott mir von Seinen reichlichen Besitztümern gewährt hat – meine persönlichen guten Eigenschaften und Talente ebenso wie den großen Segen, der mir zuteilwurde durch Menschen und Erfahrungen, glückliche wie schmerzvolle. Von der Göttlichen Präsenz in all diesen Wohltaten lasse ich mein innerstes Wesen durchtränken.

Und ich verweile eine sehr lange Zeit in stillem Erstaunen und nehme diese enorme Wirklichkeit in mich auf: Gott möchte mir das Göttliche Selbst in Seiner Fülle schenken, weil dies der Göttliche Plan ist.

Mein Gott, leite mich an und gib mir den Mut dazu, dass ich meine Hände in den Schoß zu legen und Deine Liebe zu mir in ihrer ganzen Fülle zu empfangen vermag.

© Paul Coutinho 2010
Deutsche Übersetzung © Chalice Verlag

Quelle: Paul Coutinhos Web-Blog [/]

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