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Ohne richtiges Motiv und richtige Absicht können wir unsere Bestimmung als Mensch nicht erfüllen. Und ein wahrer Vorsatz, sagt der Mystiker Reshad Feild, wird »außerhalb der Zeit« getroffen. Die englische Originalversion dieses Textes finden Sie hier…
evor wir irgendetwas im Leben in Angriff nehmen, empfiehlt es sich, Art und Qualität unseres Motivs sehr gründlich zu betrachten. Wenn unser Motiv nicht rein ist, wird das, was zu erreichen wir uns vorgenommen haben, kaum gute Ergebnisse erzielen. Es ist richtig zu sagen: »Wie ihr säet, so werdet ihr ernten.« Nur ein Narr wird sich auf eine Reise begeben, bevor er über sein Motiv nachgedacht hat und zumindest ahnt, welche Ergebnisse das Fassen eines Vorsatzes mit sich bringt.
Ein Kapitel aus dem Buch Mit Achtsamkeit durchs Leben
Beinahe alles, was wir in dieser Welt tun, ist unbewusst und beruht auf den Reaktionen eines konditionierten Verstandes, der im »Schlaf« liegt. Der Durchschnittsmensch, der schlafwandlerisch durchs Leben zieht, wird sich selten oder gar nicht nach seinen Motiven und Absichten fragen. Er wird von den Wellen des Schicksals hin- und hergeworfen, über die er längst die Kontrolle verloren hat. Er weiß gar nicht, dass er schläft. Und doch kann dieses Schlafen ihn nur in immer tieferen Schlaf führen. Er kennt nicht nur den Zweck des Lebens nicht, sondern stellt sich auch nicht die Frage, warum er wohl geboren wurde und was er in dieser Welt zu dieser Zeit überhaupt zu suchen hat. Er nimmt tatsächlich an, er könne etwas »tun«. Er glaubt, er könne einen Gedanken denken, dabei denkt in Wirklichkeit der Gedanke ihn. Solange er nicht aufwacht, um dem gegenwärtigen Augenblick zu dienen, beeinflussen Gedankenformen sein Leben. Diese Gedankenformen werden aus der Biosphäre durch Menschen materialisiert, die nicht erkennen, dass sie Instrumente des Göttlichen Willens sind und Transformatoren für feine Energien. Jeder von uns hat eine Aufgabe zu erfüllen, und zwar die, in dieser Welt zu dienen. Dann kann das Gesetz der wirklichen Welt hier und jetzt eine geordnete Gestalt annehmen.
Selbst wenn unsere Motive gut sind, wird es selten vorkommen, dass wir unsere ursprüngliche Absicht erfüllen. Die Kraft des ursprünglichen Vorsatzes wird abnehmen, wenn sie von negativen Emotionen oder Gefühlen abgelenkt wird, die sich unserem ursprünglichen Vorhaben in den Weg stellen. Dann wird Energie vergeudet, während doch für jede Entscheidung Energie benötigt wird. Energie folgt dem Gedanken, und wenn der Gedanke nicht geradlinig ausgerichtet ist, wird mit Sicherheit die Energie entlang der verschiedenen Gedankengänge zerstreut. Offensichtlich wäre das erreichte Ergebnis gering.
Wir können ein beliebiges Beispiel nehmen, wie eine Fahrt ins Büro oder zum Markt. Wie oft sind wir auf den Markt gegangen, um bestimmte Nahrungsmittel einzukaufen, und haben zu Hause festgestellt, dass wir vergessen hatten, weswegen wir ursprünglich hingegangen waren. Stattdessen sind wir mit allen möglichen Vorräten zurückgekehrt, die nichts oder wenig mit dem zu tun hatten, was wir tatsächlich brauchten. Wie dem auch sei: Wenn wir ehrlich sind, können wir sehen, wie schwierig es für uns ist, unser ursprüngliches Ziel zu verwirklichen, und wie leicht wir umgeleitet werden können in irgendeine Nebenstraße oder sogar Sackgasse, sodass wir umkehren und von vorne anfangen müssen.
Wir wollen untersuchen, was es bedeuten könnte, einen Vorsatz außerhalb der Zeit zu fassen.
Wie oft laufen wir hin und her, studieren erst diese, dann jene Methode, machen diese oder jene Übung, befolgen diese oder jene Praktik. Das kann uns für eine Weile ein gutes Gefühl geben, doch befriedigen wir damit nur unsere Selbstgerechtigkeit. Denn in Wahrheit hat dies nichts mit der Arbeit zu tun, mit der wir in Berührung kommen könnten. Von Anbeginn der Zeit wurde der Menschheit die freie Wahl geschenkt. Wir können im Leben bekommen, was wir wollen, wenn wir unseren Geist darauf ausrichten. Wenn wir uns nicht in den Strom des Dienens gestellt haben, der uns mit der realen Welt in Berührung bringt, werden wir am Ende zutiefst enttäuscht sein und unsere Suche vielleicht von vorne beginnen müssen. Nur wenn wir uns in den Strom des Dienens stellen, indem wir unseren Vorsatz außerhalb der Zeit fassen, können wir uns auf das begeben, was »der Weg« genannt wird.
Wir wollen untersuchen, was es bedeuten könnte, einen Vorsatz außerhalb der Zeit zu fassen. Wenn wir unser eigenes Leben betrachten, werden wir sehen, dass beinahe alle Vorsätze, die wir gefasst haben, durch Vergleichen entstanden sind. Sie standen immer in Beziehung zu etwas, das schon in unserem Leben oder im Leben anderer geschehen war. Wir entschließen uns, etwas zu tun wegen des Schmerzes, den wir beim letzten Mal erlebten, als wir etwas anderes taten. Wir entschließen uns, woanders hinzufahren, weil es da, wo wir sind, kalt und neblig ist. Alles geschieht im Vergleich zu etwas anderem, da diese Welt nur wegen der Natur der Dualität existiert. Doch unsere spirituelle Suche soll uns zur Einheit führen, jenseits des Vergleichens, jenseits des Verstandes, jenseits des diskursiven Denkens, ja sogar über das Bewusstsein selbst hinaus.
Wir sehen, dass die Verwirklichung der Einheit es notwendig macht, unsere Vorsätze in einer Weise zu fassen, die nicht auf dem konditionierten Verstand beruht oder der Welt der Vergleiche und Gegensätze entspringt. Wir können einen Ort erreichen, der genau in der Mitte zwischen dieser Welt und der künftigen liegt, zwischen unserer Welt der Illusion und der wirklichen Welt, die sich den verstandesbetonten Beschreibungen vollständig entzieht. Es sieht so aus, als sei unser Vorsatz die Brücke zwischen diesen beiden Welten. Die Antwort liegt in der Frage; und der Vorsatz ist die ewige Frage der ganzen Menschheit, die Frage, die die Wahrheit in sich birgt.
Im Augenblick, wo wir unseren Vorsatz richtig fassen – vorausgesetzt unser Motiv ist rein – sind wir sofort im Strom des Dienens.
Im Augenblick, wo wir unseren Vorsatz richtig fassen – vorausgesetzt unser Motiv ist rein – sind wir sofort im Strom des Dienens. Dann können wir dorthin geführt werden, wohin der Göttliche Wille uns haben möchte, wo wir unsere Talente bestmöglich einsetzen können, wo wir unseren Mitmenschen in der Erkenntnis und Liebe Gottes dienen können.
Doch wie schwierig ist das! Wir sind so vollgestopft mit Konditionierungen und vorgefassten Meinungen über die Natur des spirituellen Weges, dass es uns beinahe unmöglich ist, den Vorsatz zu fassen, der uns und andere dem Ziel näherbringt. Deshalb ist es notwendig, an uns selbst zu arbeiten, sodass wir besser dienen und hilfreicher bei der Entfaltung des Planeten sein können. Mit jeder bewussten Anstrengung der Arbeit an uns selbst wird die Konditionierung nach und nach wegschmelzen, bis wir schließlich klar genug sind, uns völlig einer Sache zu verpflichten, die wir weder sehen noch fühlen, weder schmecken noch berühren können. Die Methoden und Übungen werden uns vielleicht beim Erreichen dieses Ziels helfen, doch kann niemand außer uns selbst diese Verpflichtung eingehen. Wenn jemand sagt, er könne dies für uns tun, dann passt auf. Es ist allzu leicht, unseren Willen in die Hände eines anderen zu geben und so unsere einzige Chance zu verlieren, uns selbst zu verschenken und uns dem Wissen um unsere essenzielle Einheit mit Gott völlig zu überlassen. Diesen Sprung müssen wir selbst wagen. Niemand kann das für uns tun. Ein anderer kann uns bis zur Grenzlinie führen, aber nur wir selbst können aus der Quelle trinken. Nur wir selbst können die endgültige Verpflichtung eingehen.
Um diesen Entschluss zu fassen, brauchen wir Mut, Integrität, ein reines Motiv und vor allem das leidenschaftliche Verlangen, Gott zu erkennen. Weniger genügt nicht.
© The Literary Estate of Reshad Feild 2021
Deutsche Übersetzung © Chalice Verlag